Das Wichtigste, worauf Sie beim Sammeln von Briefmarken achten sollten. 

Wahl des Sammelgebietes

Für die Wahl des oder der Sammelgebiete können in der Philatelie keine konkreten Empfehlungen gegeben werden. Wichtig ist es, dass Sie ein Sammelgebiet wählen, an dem Sie Freude haben, das Sie von der Thematik oder dem Umfeld her wirklich interessiert oder auf dem Sie vielleicht etwas wirklich Neues gestalten können. Zusätzliche Gründe für den Aufbau einer bestimmten Sammlung können sein: bereits vorhandene Marken oder Sammlungen, Solidität des Sammelgebietes sowie günstige Erwerbsmöglichkeiten. Eine mögliche Wertsteigerung sollte nicht der Hauptzweck einer Sammlung sein, kann aber unter bestimmten Voraussetzungen ein willkommener Nebeneffekt sein. Hierzu gehört jedoch sehr viel Sachkenntnis und Erfahrung sowie manchmal auch Glück, der Anfänger sollte sich hier sehr zurückhalten. Es bringt auch nicht viel, sich an den Katalogwerten einer Vielzahl gängiger Marken reich zu rechnen, da diese oft gar nicht oder nur zu einem geringem Prozentsatz realisierbar sind.

Sammlungsaufbau

Grundsätzlich sollte jede Sammlung ein gewisses Ordnungsprinzip erkennen lassen. Das gilt für Ländersammlungen, die in der Regel chronologisch aufgebaut sind genauso wie für Motiv- oder sonstige thematische Sammlungen, in denen die Marken thematisch (nach Motiven) klassifiziert werden. In Spezialsammlungen werden die Marken darüber hinaus nach weiteren, für jedes Gebiet individuellen Kriterien differenziert, bei deren Erkennung und Einordnung man sich auf die Dauer meist erhebliches Fachwissen verschafft, abgesehen davon dass solche Spezialsammlungen auch gute Literatur erfordern.

Zu einer kompletten Ländersammlung gehören neben den traditionellen Dauer- und Sondermarken auch alle Automatenmarken sowie Dienst- und Portomarken des jeweiligen Gebietes und Zeitraumes, außerdem kann die Sammlung durch Markenheftchen(-Zusammendrucke), Rollenmarken, Ganzsachen (= Postkarten mit eingedruckten Marken), Abarten und Besonderheiten sowie verschiedene Abstempelungen und Briefe (siehe weiter unten) erweitert und aufgelockert werden.

Postfrisch oder gestempelt ?

Speziell bei Ländersammlungen sollten Sie sich entweder für postfrische oder gestempelte Marken entscheiden. Gestempelte Marken haben den Vorteil, dass sie meist preiswerter sind, oft auch aus der Korrespondenz oder sogenannter Kiloware (Briefabschnitte mit Marken, die nach Gewicht verkauft werden) in großen Mengen zu bekommen sind, wohingegen für postfrische in der Regel zumindest der jeweilige Nominalwert aufzuwenden ist. Außerdem haben (bedarfs-)gestempelte Marken ihren ursprünglichen Frankatur-Zweck voll erfüllt, der Stempel gibt den Marken zusätzlichen Informationsgehalt.

Nicht ausschneiden ! - das Sammeln von Briefen -

Noch aussagekräftiger als lose gestempelte Marken sind komplett erhaltene Briefe, Karten und sonstige gelaufene Poststücke wie z.B. Paketkarten. Während Sie an einer lose gestempelten Marke im besten Fall erkennen können, wann und wo sie gebraucht wurde, sagt Ihnen ein ganzer Brief auch, wozu und für welche Portostufe die aufgeklebte Marke diente. Darüber hinaus tragen besonders alte Briefe oft Durchgangs-, Ankunfts-, Zensurstempel oder -vermerke, die in vielen Fällen postgeschichtlich und historisch interessant sind. Da in der Zwischenzeit durch Unachtsamkeit und Kriegswirren viel derartiges Briefmaterial vernichtet wurde, die Sammlerschaft dafür aber besonders in den letzten Jahren stark zugenommen hat, sind die Bewertungen für ganze Briefe oft um ein Vielfaches höher als für die gleichen lose gestempelten Marken. Aus diesem Grunde sollten Sie die Marken aus älteren und portogerecht frankierten ganzen Briefen niemals ausschneiden, ohne daß Sie sich vorher über deren Seltenheit informiert haben. Dazu gibt es (zumindest für Deutschland) spezielle Briefe-Kataloge, in denen für jede Marke Bewertungen für Einzelfrankaturen (eine Marke deckt das gesamte Briefporto), Mehrfachfrankaturen (mehrere gleiche Marken decken das gesamte Briefporto) und Mischfrankaturen (verschiedene Marken decken das Briefporto) angegeben sind. In der Regel sind Mehrfachfrankaturen am seltensten. Gerade für jüngere Sammler dürfte es interessant sein, daß auch bei fast allen neueren Marken aus den letzten Jahren die Katalogpreise für Briefe mit etwas ausgefalleneren Frankaturen teilweise erstaunlich hoch sind. So steht z.B. von der Bundesrepublik die 120 Pfg Marke aus der Frauen-Dauerserie von 1987 (Mi.-Nr. 1338) lose gestempelt mit 1,75, die gleiche Marke portogerecht als Einzelfrankatur mit 8,- , als Mehrfachfrankatur (z.B. 4 Stück auf Wertbrief zu 4,80 Porto) gar mit 70,- DM im Katalog. Wer sich mit entsprechendem Engagement solche Briefe zur Laufzeit der Marken selber fertigt, kann so mit verhältnismäßig geringem finanziellen Einsatz zu einer postalisch interessanten, individuellen und seltenen Sammlung kommen. Entscheidend ist jedoch, dass die Briefe absolut portogerecht frankiert und zeitgerecht gestempelt sind. Satzbriefe sind bei ernsthaften Briefesammlern meist unbeliebt, da solche Briefe die philatelistische Beeinflussung voll erkennen lassen, außerdem gibt es sie in Mengen. Gleiches gilt für Ersttagsbriefe (FDC’s) und Ersttagsblätter (ETB’s) aus neuerer Zeit, die in Massen produziert und i.d.R. im Abonnement bezogen werden.


 

 

Echtheit

Grundsätzlich sollten Sie nur nachweisbar echte und authentische Marken und Belege sammeln, so wie sie von der Post ausgegeben und verwendet wurden. Gestempelte Marken sollten eine prüfbare, echte Abstempelung aufweisen, bei der der Ort und das Datum lesbar sind. Dies gilt nicht nur für teure, sondern auch für billige Marken, besonders wenn diese gestempelt seltener als ungestempelt sind. Von Gefälligkeitsabstempelungen spricht man, wenn Marken entwertet werden, ohne dass die Post dafür eine Gegenleistung erbringt, z.B. wenn man sich am Schalter Marken abstempeln lässt, um sie gleich wieder mitzunehmen oder sich gestempelte Marken bei der Versandstelle bestellt. Gefälligkeitsabstempelungen gelten als echt, wenn sie während des Gültigkeitszeitraumes der Marke von befugter Hand mit echten Poststempeln ausgeführt wurden. Auf der anderen Seite werden, z.B. bei DDR-Marken, bestimmte Gefälligkeitsstempel aus Massenproduktion im Katalog niedriger bewertet als individuelle (Bedarfs)abstempelungen örtlicher Postämter.
Bei Automatenmarken muss jeder mit sich selbst abmachen, ob er sich mit den Produkten der Versandstellen zufrieden gibt oder besonders die Marken und Belege aus den Ortsautomaten dokumentiert, die dem ursprünglichen Sinn der Postautomatisation durch ATM entsprechen und die von den Versandstellen-Marken oft bezüglich Druck, Stempel usw. klar unterschieden werden können. Echtgelaufene (Bedarfs-)Belege von den Ortsautomaten sind bei einigen Ausgaben wirklich selten.

 

 

 

 

 

 

 

DDR-Marke mit Gefälligkeitsstempel
aus Massenproduktion
DDR-Marke echt gestempelt
von örtlichem Postamt
Israel ATM von der Versandstelle
(ohne Automaten-Nr.)
Israel ATM aus Ortsautomat
(mit Automaten-Nr. 023)

Qualität

Grundsätzlich sollten Sie nur Briefmarken in guter Qualität in Ihre Sammlungen aufnehmen. Für moderne Marken ab ca. 1950 bedeutet dies in der Regel, daß die Marken absolut fehlerfrei sind.

Dazu gehört, dass alle Zähne vollständig vorhanden sind, dass das Markenpapier unverletzt ist (keine dünnen Stellen, Schürfungen, Knicke, Büge, Risse oder Löcher) ,dass die Markenfarben frisch und unbeeinflusst sind und dass keine Verfärbungen oder Verschmutzungen vorhanden sind. Geschnittene Marken sollten an allen vier Seiten noch einen nicht zu knappen Rand aufweisen und an keiner Stelle im Druckbild angeschnitten sein. Gestempelte Marken sollten einen sauberen, das Markenbild nicht verunzierenden Stempel tragen, bei dem möglichst Ort und Datum (im Idealfall zeitnah zur Ausgabe) zu erkennen sind. Postfrische Marken (**) müssen einen vollkommen einwandfreien Originalgummi ohne Haftstellen, Fingerabdrücke (Schweißspuren) oder Falz(-reste) aufweisen, ansonsten sind sie nur als ungebraucht (*) einzustufen und entsprechend niedriger zu bewerten.

 

 

 

 

 

vollrandige MarkeMarke angeschnittenMarke mit ZahnfehlernMarke mit FalzrestMarke ideal gestempelt

Bei sehr alten Marken, insbesondere aber auch bei solchen, die in Notzeiten (z.B. in Deutschland direkt nach dem 2. Weltkrieg) mit primitiven Mitteln hergestellt und verwendet wurden, müssen viele Sammler ihre Qualitätsansprüche diesen Umständen anpassen. So kann man von grobfaserigen, reißschlechten Papieren keine perfekten Zähnungen oder Durchstiche oder von geschnittenen Marken, die im Bogen in sehr engem Abstand gedruckt wurden (z.B. Baden, Thurn & Taxis) keine breiten Ränder verlangen, es sei denn man ist bereit, für die wenigen überdurschnittlich gut erhaltenen Stücke wesentlich mehr als üblich zu bezahlen. Gerade bei klassischen Marken ist die Erhaltung ein ganz wesentlicher Faktor bei der Preisbestimmung. Letztlich gilt dies auch für modernere Marken, mit dem Unterschied jedoch, daß hier schon geringe Abweichungen von der absolut fehlerfreien Qualität aus teuren Marken stark minderwertige und aus billigen sammelunwürdige Marken machen.

Damit aus postfrischen keine ungebrauchten werden

Da Briefmarken sehr empfindliche Sammelobjekte sind, sollten Sie diese, um sie vor Beschädigungen zu bewahren, sehr sorgfältig behandeln. Deshalb sollten Briefmarken generell nur mit einer vorne nicht geriffelten Briefmarkenpinzette angefasst werden. Zur Vermeidung von Fingerabdrücken auf der Gummierung ist dies besonders bei postfrischen Marken mit Glanzgummierung geboten. Postfrische Marken befestigt man heutzutage niemals mehr mit Klebefalzen, da dabei die Gummierung angefeuchtet wird und die Marken dann nicht mehr postfrisch (**) sondern nur noch ungebraucht (*) sind, was allein eine starke Wertminderung bedeutet. Aus dem gleichen Grund ist es äußerst wichtig, die Markensammlung an einem trockenen Ort aufzubewahren, schon viele Sammlungen wurden durch Raumfeuchtigkeit zerstört.

Wie gestempelte Marken richtig von Briefumschlagausschnitten gelöst werden.

Beim Ablösen von gestempelten Briefmarken im Wasserbad sollten Sie a) nicht zu viele Briefausschnitte auf einmal (maximal ca. 50 g) und b) keine Ausschnitte aus stark farbigem Papier, mit Resten von farbigem Briefumschlagfutter oder Filzstiftbeschriftung in warmes Wasser tun, da sonst durch auslaufende Farben Verfärbungen auftreten, die die ganze Portion verderben können. Ferner empfiehlt es sich die Marken erst dann vom Papier abziehen, wenn dies ohne Widerstand geht. Sonst reißt man leicht eine dünne Stelle ins Papier. Die abgelösten Marken kommen in eine 2..Schale mit klarem Wasser, in dem sich letzte anhaftende Gummireste lösen. Anschließend werden die Marken zunächst auf Zeitungen ca. 15 Minuten lang vorgetrocknet (nicht länger, sonst fangen sie an, sich aufzuwölben und zu rollen), bevor sie im beschwerten Trockenbuch (im Handel für wenige Mark erhältlich) ca. 24 Stunden gepresst werden.

Kataloge und Literatur

Beim Sortieren und Bestimmen der Marken ist ein guter Briefmarkenkatalog unentbehrlich. In dem Katalog werden alle Marken eines bestimmten Gebietes (z.B. Bundesrepublik) chronologisch nach Erscheinungsdatum (Ersttag) aufgeführt, nummeriert und näher beschrieben, jede Marke mit einem neuen Motiv wird abgebildet. Leider sind nicht immer alle Marken, die zu einem Satz gehören, abgebildet. Für jede Marke sind mindestens zwei Preise angegeben, in der linken Spalte für postfrische (**), in der rechten Spalte für gestempelte Marken. Die Katalogpreise sind ideelle Werte die das Wertverhältnis der Marken untereinander festlegen. Der reale Marktwert liegt meist ein ganzes Stück darunter. Bei der Bestimmung der Marken ist oft auf verschiedene Zähnungs-, Wasserzeichen-, Farb und Papiervarianten bildgleicher Marken zu achten, die in manchen Fällen auch beträchtliche Wertunterschiede ausmachen. Am weitesten verbreitet sind in Deutschland die MICHEL-Kataloge, daneben gibt es noch die PHILEX-Kataloge und den DNK-Katalog. Darüber hinaus existieren diverse Handbücher und Spezialkataloge für Sondergebiete und weiterführende Fachliteratur. Eine weitere Informationsquelle für den Sammler sind monatlich erscheinende Briefmarken-Fachzeitschriften.

Unterbringung der Sammlung

Die Sammlung muss nicht unbedingt in einem Vordruckalbum untergebracht werden, schon gar nicht von Beginn an.
Die Vordruckalben sind nämlich recht teuer, für ein neues leeres Bundesrepublik-Vordruckalbum von 1949-1999 mit Klemmtaschen muss man z.B. an die 250,- bis 300,- Euro ausgeben. Es dürfte sinnvoller sein, stattdessen eine Menge guter Briefmarken zu kaufen, die man auch in einem normalen Einsteckbuch schön und repräsentativ unterbringen kann, wobei man auch größere Freiräume zur Gestaltung hat. Eine besonders gute Wirkung erzielt man, wenn man Einsteckalben mit schwarzen Seiten verwendet. Solche Alben kosten ca. 25,- bis 45,- Euro.

Wer trotzdem in Vordruckalben sammeln möchte, findet bei Händlern manchmal auch sauber gebrauchte Alben, die je nach Erhaltungszustand meist nur ein Viertel bis die Hälfte fabrikneuer Ware kosten und die teilweise auch als Restsammlungen gleich mit einem Markengrundstock bestückt sind.

Gleich ob in Einsteckbüchern, Vordruckalben oder auf selbstgestalteten Blättern gesammelt wird, in jedem Falle sollten nur Produkte renommierter Verlage mit garantiert weichmacherfreien Plastikfolien verwendet werden . Weichmacher können die in dem Markenpapier enthaltenen Fluoreszenzstoffe zerstören.

Marken zum Tauschen

Doppelte Marken oder solche, die nicht in die Sammlung passen, können nach Gebieten geordnet aufsteigend nach Katalognummern in Tauschalben untergebracht werden. Sie sollten aber nur Marken als Tauschmarken verwenden, die Sie von der Qualität her auch selber sammeln würden. Marken mit Mängeln sind auch als Tauschmarken ungeeignet. Tauschmöglichkeiten gibt es auf Briefmarkentauschtagen, in den Briefmarken-Sammler-Vereinen des Bundes Deutscher Philatelisten (BdPh), über Kleinanzeigen in der philatelistischen Presse und neuerdings auch über Internet-Kontakte. Kinder und jugendliche Sammler können sich zudem einer Jugendgruppe der Deutschen Philatelisten-Jugend (DPhJ) anschließen, in der nicht nur getauscht sondern auch philatelistische Kenntnisse vermittelt werden. Getauscht wird in der Regel Katalogwert gegen Katalogwert, nur bei sehr billigen Marken auch Stück um Stück. Weiterhin ist es üblich, ein teueres Stück nur gegen ein anderes teueres Stück und billiges gegen billiges einzutauschen. Eine teuere Marke für 100,- Euro ist mehr wert als 100 Marken im Wert von je 1,- Euro. Goldene Regel beim Tauschen (oder auch Verkaufen) ist es, den Partner nicht zu übervorteilen, leider muss man aber auch selber immer mehr darauf achten, nicht betrogen zu werden, gerade auf den großen Tauschveranstaltungen gibt es immer wieder Anbieter, die genau dieses versuchen.

Fälschungen und wie man sich davor schutzen kann

Weniger bei billigen modernen, um so mehr aber bei seltenen und teuren Marken und Belegen muss auf Fälschungen zum Schaden der Sammler geachtet werden. Der beste Schutz vor Fälschungen sind Fachwissen und Erfahrung, verbunden mit reichhaltigem Vergleichsmaterial. Fälschungsgefährdet sind insbesondere alle teuren Marken, die sich nur durch relativ geringe Unterschiede von billigen unterscheiden. Dazu zählen z.B. Marken, die ohne Aufdruck billig, mit Aufdruck aber teuer sind (Teilfälschung des Aufdruckes). Marken, die wenig gebraucht und folglich echt gestempelt teuer, ungestempelt dagegen billig sind, kommen oft mit gefälschten Stempeln vor, auf der anderen Seite werden ungebrauchte Marken mit Falz oder Gummimängeln oft nachgummiert, um die wesentlich höher bewertete postfrische Erhaltung vorzutäuschen. Die Aufzählung ließe sich lange fortsetzen.

 

 

 

 

 Marke mit Prüfzeichen ** bzw. O
(von der Rückseite gesehen)

Der Prüfer stellt auch die Erhaltung fest. Bei einwandfreien Marken befindet sich der Prüfstempel direkt am unteren Markenrand. Je weiter der Stempel davon entfernt nach oben zur Mitte hin verschoben ist, desto schlechter ist die Qualität der Marke. Man bezeichnet das dann als "erhöht geprüft".
Falsche Marken werden entsprechend gekennzeichnet.

 

erhöht geprüfte Marke

Zuständigkeiten und Anschriften der Prüfer stehen in den Briefmarkenkatalogen, ebenso die Prüfordnung. Weitere Auskunft und aktuelle Nachrichten aus dem Prüfwesen bringt aber auch die Internet-Seite des Bundes der philatelistischen Prüfer, BPP.

Reparierte Marken sind beschädigte Marken, die durch einen Restaurator so sorgfältig, zum Teil unter Verwendung von Fremdmaterial, instandgesetzt werden, dass die frühere Beschädigung (Riss, Zahnfehler, dünne Stelle) kaum mehr zu erkennen ist. Daran ist nichts auszusetzen, solange reparierte Marken nicht als original einwandfreie Stücke angeboten werden. Deshalb sollte jeder Sammler reparierte Marken in seiner Sammlung entsprechend kennzeichnen. In einer gepflegten Sammlung sollten jedoch reparierte Marken nur in wenigen Ausnahmefällen Platz finden, nämlich dort, wo original einwandfreie Marken finanziell unerschwinglich wären. Je nach Umfang der Reparatur sind reparierte Marken gegenüber original einwandfreien mehr oder weniger stark im Wert gemindert.

Nicht als Reparaturen sondern als üble Betrugsmanipulationen sind die so genannten Nachzähnungen anzusehen.
Hier wird bei Marken, bei denen an einer Seite die Zähnung schlecht ist, mittels einer speziellen Schablone und eines Locheisens hinter der beschädigten Zahnreihe eine neue Zahnreihe ausgestanzt. Dies geht natürlich nur auf Kosten der Markengröße, eine nachgezähnte Marke ist somit immer eine Nuance kleiner als das einwandfreie Original. Außerdem entstehen meist unregelmäßige Eckzähne. Trotzdem existieren sehr schwer erkennbare Nachzähnungen, andere sind so diletantisch ausgeführt, daß selbst ein Laie sie sofort erkennt.

 

Bei der links abgebildeten Schweizer Flugpostmarke
sind die 4 äußersten linken Zähne der unteren Zähnungsreihe nachgezähnt. Man erkennt deutlich, daß die Zähnungslöcher hier gegenüber den übrigen Zähnungslöchern aus der Reihe tanzen und sich näher am Markenbild befinden.

Umfassend und mit vielen sehr guten Abbildungen informiert zu diesem Thema das Handbuch "Fälschungen", das vom Verlag JUNGE SAMMLER herausgegeben wurde. Sehr gut ist auch die neue Informationsschrift "Gegen Fälscher und Betrüger" geschrieben von Christian E. Geigle und herausgegeben vom Schwaneberger Verlag.

Vorsicht bei Billigangeboten von normalerweise teueren Marken

Beim Erwerb von besseren Marken ist insbesondere bei ungewöhnlich billigen Angeboten Vorsicht angebracht, speziell dann, wenn die marktüblichen Qualitätssymbole (*, **, O) nicht verwendet und stattdessen anderweitig umschrieben werden. "Ungebraucht mit feinster Gummierung" ist z.B. eine oft verwendete Umschreibung für nachgummierte, entfalzte, in den seltensten Fällen postfrische Marken. "Sauber rundgestempelt o.O." bedeutet in der Regel, das der Stempel entweder falsch oder überhaupt nicht prüfbar ist (o.O. = ohne Obligo).

Grundsätzlich kann ich Ihnen nur empfehlen, jede Marke, die Sie erwerben und für die Sie gutes Geld ausgeben, eingehend und kritisch auf Qualität und Echtheit prüfen. Es ist allemal besser, in einem seriösen Fachgeschäft ein paar Prozent mehr für echte und qualitativ einwandfreie Marken zu bezahlen, als von Billiganbietern Marken zu beziehen, die sich später, spätestens wenn die Marken einmal wieder verkauft werden sollen, als minderwertig, falsch, verfälscht, repariert oder beschädigt herausstellen.

 

 

© Tilman Dohren. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Verfassers